Nachdem es in den Medien wieder aufgeregte Berichte zum Jung-Rind Goofy gab, habe ich Goofy am 26. April 2021 zusammen mit dem Hamburger Finanzsenator und Volksdorfer Andreas Dressel sowie der Tierschutzsprecherin der Grünen-Bürgerschaftsfraktion besucht. Fazit: Goofy hat Glück.
Der Hintergrund:
Das berühmteste Rind Hamburgs, Goofy, wurde vor ca. 1 ½ Jahren durch eine Volksdorfer Schulklasse auf Klassenreise im Zillertal vor dem Schlachten gerettet, im Museumsdorf Volksdorf untergebracht und von den Schülern betreut.
Eigentlich sollte er gegen Ende des Projektes geschlachtet werden. Nach dagegen gerichteten Protesten, durch die Goofy in ganz Hamburg bekannt wurde, wurde das Projekt abgebrochen und Goofy soll im Museumsdorf Volksdorf bleiben.
Hörte und hört sich für mich nach einem guten Ausgang der Geschichte an.
Nun soll aber Goofy im Museumsdorf zum Zugochsen ausgebildet werden und später an 25 bis 30 Tagen im Jahr bei Projekten eingesetzt werden, beispielsweise um junge Birken aus den Heidelandschaften zu entfernen. Und ein Verein „Rüsselheim e.V.“ aus der Nähe von Augsburg will, wie wir der Presse entnehmen konnten, Goofy für 6.000 Euro „Lösegeld“ aus solcher „Versklavung“ freikaufen.
Der Besuch bei Goofy:
Also von Bergedorf nach Volksdorf gefahren und Goofy besucht und selbst nachgesehen. Sklaventreiber habe ich nicht gefunden, nur engagierte Menschen, die mit den Tieren im Museumsdorf Volksdorf kompetent und liebevoll umgehen.
Der inzwischen groß gewordene Goofy ist Teil eines Rinder-Projekts des Museumsdorfes, das insgesamt fünf Rinder hält. In dem Areal mit den zum Museumsdorf gehörenden Gebäuden hat Goofy zusammen mit zwei anderen Rindern, Ulli und Lancelot, eine große Auslauffläche mit Stall. Die drei verstehen sich erkennbar gut und stecken friedlich die Köpfe zusammen. Im Sommer, Frühling und Herbst werden sie auch auf eine nahe gelegene idyllische Weide geführt.
Die geplante Zugtier-Ausbildung wird mehrere Jahre dauern. Anschließend soll Goofy zum Beispiel gelegentlich eine kleine Kutsche ziehen oder auch mal eine kleine Birke aus der Heide. Es ist klar, dass er auf Grund seiner Art nicht zum Ziehen schwerer Lasten geeignet ist. Das soll er im Museumsdorf auch nicht. Seine Stärke ist, dass er lieb und verschmust und deshalb gut für den Kontakt mit Menschen geeignet ist. Davon habe ich mich ausgiebig überzeugt, wie die Fotos zeigen. Er ist gut drauf und zutraulich. Tierquälerei sieht anders aus.
Aber wäre es für ein junges männliches Rind wie Goofy besser, nicht, wie mit der Zugtier-Ausbildung, körperlich gefordert zu werden? Die Antwort liegt auf der Hand. Auch junge Hunde und Katzen wollen bekanntlich beschäftigt sein, sich bewegen, nach Stöcken oder Bällen rennen, die sie zurück bringen, und so weiter. Warum sollte es bei einem jungen Rind anders sein. Die armen Viecher sind wohl eher diejenigen, die im Interesse zügiger Melkvorgänge nur im Stall stehen, so dass ihre Muskeln verkümmern.
Und kann man bei einem Rind erkennen, wenn es etwas nicht mag, oder würde man gar nicht merken, wenn Goofy bei späteren Zugeinsätzen leidet? Man kann es auch bei Rindern sehen, wenn sie etwas nicht wollen, am unruhigen Schwanz und den Ohren. Wie das aussieht, haben wir bei unserem Besuch nicht sehen können, denn menschlichen Besuch findet Goofy ersichtlich gut.
Ich bin guter Dinge, dass der Leiter des Museumsdorfes Volksdorf und seine Mitarbeiter*innen Goofy auch künftig keinen Anlass geben werden, unglücklich mit dem Schwanz zu schlagen. Aber besuchen werde ich Goofy und das Museumsdorf trotzdem wieder, vielleicht ja mit einigen anderen Tierschutzinteressierten, wenn die Corona-Pandemie uns wieder gemeinsame Ausflüge gestattet.