Leider noch unzureichend bekannt in der breiten Öffentlichkeit, wurde dieser Aktionstag vor rund 30 Jahren von den Vereinten Nationen etabliert. Seitdem wird jedes Jahr am 1. Oktober informiert, debattiert, gefeiert und zwar international.
Jedes Jahr? Nein, leider nicht jedes Jahr. Denn im Jahr der Corona-Pandemie wurde deutlich, wie abgehängt die Senior*innen sind, wenn es um das Thema Digitalisierung geht.
In vielen Alters- und Pflegeheimen haben Senior*innen nicht einmal eine Möglichkeit, mit ihren Angehörigen online zu kommunizieren, geschweige denn digital am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Andere Senior*innen haben zwar uneingeschränkten Zugang zum Internet und ein Endgerät, aber nicht ausreichenden Know-how, um es immer optimal zu bedienen, und niemanden, der ihnen dabei hilft.
Die Pandemie hat Senior*innen gleich mehrfach getroffen und gesellschaftliche Defizite offenbart. Unter anderem in unserem Pflegesystem. „Pflege“ ist auch das Motto des diesjährigen Weltseniorentages.
Es hat sogar Stimmen gegeben, die in der Corona-Pandemie dafür plädiert haben, die Gesundheit und das Leben vieler Senior*innen zu opfern und keine Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Zum Glück sind solche menschenfeindlichen Stimmen in der Minderheit geblieben und gänzlich verstummt als klar wurde, dass COVID-19 auch bei jungen und gesunden Menschen zu Langzeitfolgen führen kann und Länder die kaum Schutzmaßnahmen ergriffen haben, höhere Todesraten zu verzeichnen haben, zusätzlich zu den auch bei ihnen eingetretenen wirtschaftlichen Folgen.
In Deutschland haben sich diejenigen durchgesetzt, die auf generationsübergreifende Solidarität gesetzt haben, die verstanden haben, dass eine Gesellschaft nicht weiter wie bisher funktionieren kann, wenn eine ganze Gesellschaftsgruppe abgehängt wird.
Jetzt geht es darum zu verstehen, dass nicht nur Gesundheit und Leben der Senior*innen zählen, sondern auch ihre gesellschaftliche Teilhabe. Beides, Gesundheit und Teilhabe, ist untrennbar miteinander verbunden. So haben viele Alzheimerpatient*innen in den letzten Monaten große Rückschritte gemacht. Gesellschaftliche Teilhabe ist für Gesundheit und Leben wesentlich und ein Menschenrecht.
Senior*innen sind in dieser Krise die am stärksten isolierte Gruppe – physisch wie digital. Das ist fatal.
Die physischen Kontaktbeschränkungen werden wir kurzfristig nicht beseitigen können, weil Senioren durch das Virus besonders verletzliche Gruppe sind, so dass bei Besuchen und persönlichen Kontakten weiter strenge Hygienevorschriften gelten müssen. Aber was digitale gesellschaftliche Teilhabe angeht, können wir so viel machen.
Ich werde mich in den nächsten Jahren im Rahmen meiner Arbeit als SPD-Abgeordnete in der Hamburgischen Bürgerschaft intensiv um eine Digitalisierung in den Pflegeeinrichtungen bemühen und darum, verschiedene niedrigschwellige digitale Angebote für Senior*innen in und außerhalb der Einrichtungen zu schaffen. Denn auch in der Teilhabe an der Digitalisierung unserer Welt muss die soziale Spaltung der Gesellschaft abgeschafft werden.